BERGHEIM

Willkommen im Stadtteil von Ortenberg in der Wetterau

Bergheim im Wandel der Zeit – Teil 1

Nicht nur die veränderte Infrastruktur auch die technische Entwicklung, der Lebensstil allgemein haben das Denken und Handeln der Menschen in den vergangenen 50 Jahre auch in Bergheim verändert. Es lohnt sich anhand von wenigen Beispielen, diese kurze Zeit Revue passieren zu lassen, denn die heutige Generation kann sich nur schwer in diese Zeit versetzen.

Bei der Grundsteinlegung der neuen Schule am 23. Juli 1950 wurde folgender Text niedergeschriebenund in das Fundament eingemauert:

„In schwerer Zeit ließ die Gemeinde für seine Kinder diese Schule bauen. Möge die Jugend den Wert ihrer Schule durch erhöhten Fleiß und echter deutscher Zucht zu würdigen wissen und mithelfen, dass in der kleinsten Zelle des Volkes wieder die Voraussetzung für ein geeintes Deutschland geschaffen werden.“

Unterschrieben vom Architekten Reitz und Bürgermeister König.

Nun zu den Veränderungen.

Es gab zwei Backhäuser, eins bei dem Anwesen Jüngling/ Karl Müller (nähe der Kirche) und eins bei dem Grundstück Manfred Dietz (Breitehaidsweg). Beide wurden im Rahmen der Flurbereinigungen (1955/ 1970) abgerissen und durch das heutige Backhaus - In der Burg, ersetzt. Die älteren Mitbewohner können sich noch an das Backspiel bei Marie Link oder Otto Mohr erinnern. Man traf sich am Abend vor dem Backen, um zu losen, wer wann backen durfte. Die Reihenfolge war sehr wichtig. Wer zuerst backte, musste den Backofen auf Backtemperatur bringen. Das nötige Holz musste jeder selbst besorgen.

Sehr schwer hatten es die Bergheimer Schäfer Ernst Gerhard und später sein Sohn Karlheinz Gerhard, freies Weideland zu finden. Alle Grünflächen wurden von Grundstückseigentümern selbst bewirtschaftet. Fast alle gemeindeeigenen Böschungen und Raine waren verpachtet. Fast in jedem Haushalt wurden Tiere gehalten, ob Hase, Ziege, Kuh oder Pferd. Welche Bedeutung die Tierhaltung hatte, kann man daran erkennen, dass die Gemeinde 1963 bei der Tierauktion in Gießen nochmals einen Ziegenbock kaufte. Der fortan als Gemeindeziegenbock bei Otto Link – In der Burg, seinen Dienst versah. Wer mit seiner Geiß dessen Dienste in Anspruch nahm, hatte 10 DM Sprunggeld zu zahlen.

Für die Besamung der Zahlreichen Kühe wurde 1969 ein neuer Bulle gekauft. Sodass fortan weiterhin zwei Tiere Ihrem „Dienst“ als Gemeindebulle nachkamen. Durch die umfangreiche Kuhhaltung war natürlich die Milchproduktion sehr hoch. Die Milch wurde in großen Kannen zur Weiterverarbeitung in die Selterser Molkerei Siegel gebracht. Den Milchtransport übernahm der Usenborner Georg Franz mit seiner Pferdekutsche. Zur Erleichterung, um die schweren Kannen auf das Fahrzeug zu heben, hat die Gemeinde zwei sogenannte Milchböcke erstellen lassen.

Text basierend von Otto Emrich

Gemeinde – Report

Ausgabe 26

                                                                                            März – Mai 2017